Üben

Von gefühlten 90 Prozent aller Menschen, die ich kenne, habe ich schon einmal folgendes gehört: "Oh als ich ein Kind war, hatte ich auch mal Klavierunterricht. Aber es hat mir überhaupt keinen Spaß gemacht." oder "..., aber heute habe ich dafür keine Zeit mehr."

Und warum hat es keinen Spaß gemacht?

Das weiß im Grunde jeder, auch wenn man es sich selten bewusst macht.

Andere Frage:

Wie erlernt man ein Musikinstrument?

Auch das werden die meisten Menschen sofort beantworten können:

"Üben, üben, üben!"

"Man muss regelmäßig üben."

"Übung macht den Meister."

"Am besten täglich eine Stunde üben."

Dabei ist das Wesentliche am Üben, dass man nicht spielt, was wirklich Freude macht, sondern irgendeinen langweiligen Mist, den kein Mensch spielen würde, wenn er nicht unbedingt muss.

Ich selbst habe mit 9 Jahren angefangen Gitarre zu spielen. Ab meinem 14. und bis zu meinem 23. Lebensjahr hatte ich Gesangsunterricht. Später kamen dann noch Schlagzeug und Synthesizer hinzu. Ich hatte viele Unterrichtsstunden bei Instrumentallehrern. Spaß gemacht hat es nur bei meinem allerersten Lehrer, der eigentlich kein ausgebildeter Instrumentallehrer war, sondern einfach ein Junge aus der 10. Klasse, der in einer Band Gitarre spielte. Das Interessanteste an seinem Unterricht waren "die großen Mädchen" (Mädchen aus seiner Klasse), die immer in seinem Zimmer herumsaßen, während er sich bemühte, mir ein paar Gitarren-Griffe beizubringen.

Aber vor allem kann ich - heute mit einigem Stolz - von mir sagen: Ich habe in meinem ganzen Leben nie geübt. Es hat mich immer dermaßen angeödet, dass ich sofort wieder damit aufhörte. Es ist ein Glück, dass ich immer weiter Gitarre spielte, obwohl mir immer wieder Leute einzureden versuchten, dass ich üben müsse.

Als ich noch dachte, ich müsste üben, habe ich mich irgendwie durchgemogelt und heute weiß ich, wie es richtig geht. Darüber werden wir jetzt reden.

Es gibt mehrere Aspekte, Kräfte und Mechanismen, welche mühelos und selbstverständlich das mit sich bringen, was das Üben erreichen möchte.

Das Üben ist genau eine jener Anstrengungen, welche versuchen zu erreichen, was eigentlich vollkommen mühelos gegeben ist.

nächstes Kapitel: Tun was man wirklich will (Kunst und Lernen)