Die richtige Technik

Die Technik ist ein weiterer Aspekt von Kunst und zwar einer, der beim Erlernen eines Musikinstrumentes üblicherweise ganz groß geschrieben wird.

Die meisten meiner Erfahrungen mit einem Gitarren- oder Trommellehrer sehen so aus:

Ich sitze schwitzend und angestrengt vor dem Lehrer und versuche etwas zu spielen und dabei auf die richtige Technik zu achten. Immer wenn ich denke, dass ich einen Technik-Hinweis des Lehrers jetzt halbwegs richtig umgesetzt habe, unterbricht mich der Lehrer und macht mich auf etwas anderes aufmerksam, das ich gerade falsch mache.

Es war in allen diesen Situationen völlig unmöglich, auf alle Technik-Hinweise gleichzeitig zu achten. Ich konnte immer nur eine Sache richtig machen und dabei machte ich dann aber schon wieder 3 andere Sachen falsch. Es war absolut unmöglich auf alles gleichzeitig zu achten.

Das waren Erfahrungen von absoluter Frustration und Überforderung.

Die Idee, welche hinter dieser Art von Instrumentalunterricht steht ist folgende:

Wenn du es einmal falsch einübst, bekommst du das Falsche nie wieder heraus.

Du darfst es nicht erst falsch spielen, sonst schleift es sich ein und du wirst es nie mehr los.

Diese Idee wird für die meisten Menschen sehr überzeugend und plausibel klingen. Es gibt sie in vielen Bereichen des gegenwärtigen menschlichen Lebens.

Aber sie stimmt nicht. Sie beruht auf einem vollkommen falschen Realitätsverständnis.

Wir ersetzen diese Idee durch eine andere Idee:

Emotionale Ziele stellen das Wissen und die Fähigkeiten, die es braucht, sie zu erreichen, mühelos zur Verfügung.

Das bedeutet auch: Man muss sich über Technik gar keine Gedanken machen. Man wird immer erreichen, was man wirklich will - vorausgesetzt, man weiß überhaupt, was man will.

Bedarf es dafür einer bestimmten Technik, wird man auf diese Technik stoßen und es wird möglich sein, diese Technik mühelos umzusetzen.

Die beiden Sichtweisen noch mal ganz klar gegenübergestellt:

Das wissenschaftliche Weltbild:

Die Sichtweise des wissenschaftlichen Weltbildes versucht krampfhaft, falsche Technik zu vermeiden, weil sie Angst hat, diese falsche Technik nie mehr los zu werden.

Hierbei ist vor allem auch die von jeglichen konkreten Zielen losgelöste Betrachtung von Fähigkeiten bemerkenswert: Wozu soll man überhaupt irgendein Instrument mit irgendeiner Technik spielen können, wenn man gar nicht weiß wofür eigentlich? Natürlich wird man "die richtige Technik" niemals lernen, wenn es nichts gibt, wozu sich das zu lernen lohnt oder wozu man das tatsächlich braucht.

Was heißt eigentlich "richtig" und "falsch"? Die isolierte Betrachtung von Fähigkeiten ist bei näherer Betrachtung vollkommen sinnlos: Wenn man ein Ziel hat, dann kann man es entweder erreichen oder nicht.

Eine falsche Technik, die man nie mehr herausbekommt, würde ja bedeuten, dass es Ziele gibt, die man niemals erreichen kann. Und genau das stimmt nicht. Wenn man ein Ziel hat, das einem wirklich wichtig ist, wird man es immer erreichen - vorausgesetzt, man versucht es überhaupt.

Das um die 3. Kraft erweiterte Weltbild fragt zuerst:

Was will ich überhaupt?

Was will ich wirklich von ganzem Herzen?

Was begeistert mich?

Und wenn man das weiß, legt man los, ohne sich über Technik groß Gedanken zu machen. Wenn man an einen Punkt kommt, der nur mit einer ganz bestimmten Technik zu überwinden ist, wird man es schon merken und dann macht man sich genau zu diesem Zeitpunkt darüber Gedanken.

Die Fixierung auf "die richtige Technik" führt zum Verlust der Freude am Spielen.

Freude am Spielen hat man dann, wenn man es völlig unbeschwert und unverkrampft tut

Das Wissen um die 3.Kraft bedeutet in diesem konkreten Fall, dass sich alles ganz locker und richtig entwickeln wird, wenn man nur seiner Freude, seinen Wünschen und seiner Begeisterung folgt - ohne sinnlose verkrampfte Anstrengungen, die alles vermiesen.

Das Wissen um die 3. Kraft bedeutet auch - und jetzt sage ich etwas, das für Technik-Fetischisten sicher den größten Frevel bedeutet:

dass die richtige Technik ganz von alleine kommt, ohne dass man sich dabei überhaupt Gedanken machen muss.

Erreicht man seine Ziele allerdings mit der falschen Technik, dann ist die falsche Technik eigentlich die richtige Technik. Es ist doch völlig wurscht, ob es die richtige Technik ist, wenn man das spielen kann, was man spielen möchte.

nächstes Kapitel: Spielen (Kunst und Lernen)